Burrungkuy (Nourlangie)

Mein Geburtstag.

Heute erwandern wir eine Gegend im östlichen Kakadu National Park mit dem Namen Nourlangie. (Kai kann mir diesen Namen tatsächlich auswendig buchstabieren. Was die Aussprache angeht, sind wir uns nicht ganz sicher: wahrscheinlich kein französisch nasales n.) 

Zunächst gelangen wir über eine unbefestigte Straße zu einem schmalen, gewundenen Wanderweg durch Buschland, der uns innerhalb von 30 Min zu einer schattigen Bergseite führt, an denen urzeitliche Felsmalereien zu bewundern sind (Nanguluwurr). Teilweise sind hier Schöpfungsgeschichten der Aborigines dargestellt, z.B. eine Geschichte über die „große Mutter“, die immer mit Dingos reist. Es wird gezeigt, wie sie das Feuer bringt. Sie tut dies mithilfe von gelben Blüten, die wir tatsächlich gerade überall im Busch gesehen haben. Sie blühen oben an ansonsten kahlen Bäumen und leuchten weithin durch den Busch. Für mich eine wunderbare Geschichte. 

Dargestellt ist außerdem ein Segelschiff, das über das Meer kommt. Man stelle sich vor, wie erstaunt die Aborigines damals von den fremden Schiffen der Malaien, Portugiesen, Engländer usw. gewesen sein mussten, dass sie diese an ihren Felsen verewigten. 


Nach kurzer Weiterfahrt kommen wir zu einem Wasserloch namens Anbangbang Billabong (alle Wasserlöcher heißen übrigens Billabong). Ein traumhafter mit Seerosen bedeckter See inmitten von tropischem Buschland. Es gibt einen Weg darum herum, auf dem eindringlich vor Krokodilen gewarnt wird.

Auf den ersten Blick sehen wir jedoch keine, und da australische Familien ihre Kleinen hier laufen lassen, sind wir bald ebenfalls unbesorgt. Ein älteres Ehepaar ist fototechnisch auffallend gut ausgestattet: Beide mit den besten Kameras und Teleobjektiven ausgerüstet, der Mann ein riesiges sehr cooles Tele in Safari-Beige. Als wir schließlich auf sie treffen, zeigt er uns stolz seine Bilder. Wir verstehen zwar fast nichts davon, was die beiden uns mitteilen wollen, aber auf seiner Kamera sehen wir fantastische Vogelportraits in allen Regenbogenfarben. Immerhin konnten wir heraushören, dass sie aus Canberra kommen und hier Urlaub machen, um die besonders seltenen Vogelarten zu fotografieren. Der Zufall wollte es so, denn dieses Treffen hat mich erst darauf aufmerksam gemacht, welch wundervoll und seltene Vogelwelt hier im Park zu bewundern ist.

Unser anschließender Aufstieg zum Narwurlandja Lookout lohnt sich gewaltig. Die Aussicht über die Landschaft ist grandios. Tiefgrüner Dschungel so weit das Auge reicht, dazwischen und am Horizont rote Tafelberge. 

Abends zur Feier des Tages ein Festmahl in der Cooinda Lodge: Gegrilltes Beef, Coleslaw und Kartoffelsalat. Der Aussie liebt es locker, es wird in Papptellern und Plastikbesteck serviert. Dazu wieder ein gitarrenspielender Sänger, diesmal Country-Songs. In geselliger Runde bleiben wir noch länger dort sitzen und trinken kühles Draft-Bier. 

Die Mücken hier haben es eindeutig auf meine Beine abgesehen und da wir am Nachmittag vor dem Essen eine australische Mückenabwehr namens Bushman gekauft haben, frage ich Kai jetzt schon den halben Abend danach.

Leider findet er es nicht mehr, obwohl er nur zwei Hosentaschen hat. Muss wohl aus der Tasche gefallen sein. Kai sucht überall, wo er in den letzten beiden Stunden war, aber ohne Erfolg. „Frag doch mal an der Rezeption, wo wir eben gesessen haben.“ Wir mussten nämlich bei beschissenem Internet auch noch unterschriebene Papiere an den Verleiher unseres nächsten Campers in Townsville senden und saßen ungefähr eine Stunde an der Rezeption, wo man uns einen Hotspot einrichtete, der aber auch nicht funktionierte. Lange Rede kurzer Sinn, Kai möchte eigentlich nicht an der Rezeption nach der Tube Bushman fragen. Ich dränge ein wenig, also fragt er dann doch. Und ihr glaubt es nicht, aber der Mann an der Rezeption kommt mit der Tube Mückenschutz wieder und außerdem mit einer uns sehr bekannten und sehr wichtigen Mappe: dort sind nämlich unsere Pässe, Visa und die internationalen Führerscheine verstaut. Die hatte einer von uns zusammen mit dem Mückenschutz an der Rezeption liegen gelassen. 

Egal wer es war, ich hatte eben heute Geburtstag

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