K´gari (Fraser Island)
Morgens um 7:30 Uhr werden wir zusammen mit einer Südkoreanischen Familie und einer Schweizerischen Mutter mit zwei kleinen Mädchen von einem „bright yellow bus“ vor unserem Campground abgeholt. Der Bus ist schon fast voll mit anderen Gästen aller Nationen, es folgen aber noch ein paar Stationen. Der echt lustige Busfahrer fragt jeden, der einsteigt nach seiner Herkunft. Wir sammeln noch Dänen, Australier und Niederländer ein. Dann gehts zum Fährhafen und auf die Autofähre nach Fraser Island, was seit diesem Jahr offiziell K`gari heißt. Unser Guide macht direkt darauf aufmerksam, dass das „K“ bitte nicht gesprochen wird. Nach dem Anlanden heißt es zuerst die Autos, „please stay upstairs!“. Dann dürfen auch wir von Bord gehen. Sofort von den Tourguides in Empfang genommen landen wir in einem der drei bereit stehenden Allrad-Busse und kurze Zeit später sind wir mitten im Dschungel auf schaukelnder Fahrt über ausgefahrene Sandpisten, die sich mal auf mal ab über die Insel winden. Bei den Straßenverhältnissen sind wir mehr als froh, dass wir uns für die touristische Bustour in der Gruppe entschieden haben. Laut unserem Fahrer, der auch unser Guide ist, ist der Artenreichtum der Insel einfach unglaublich. Man ahnt es bereits, wenn man sich aufmerksam umsieht. Allein der Reichtum an Pflanzen, von denen ich nicht eine einzige benennen kann, überzeugt mich, dass K´gari ein Naturwunder sein muss und völlig zurecht zum Weltkulturerbe erklärt worden ist. Auf der Insel, die doppelt so groß wie die deutsche Insel Rügen ist, gibt es unglaubliche acht Ökosysteme, die ineinander übergehen und die sich gegenseitig unterstützen. 2000 Pflanzenarten, unzählige Ameisenarten und andere Insekten, hunderte Vogelarten, von den Säugetieren und Reptilien ganz zu schweigen. Der Guide erklärt, dass es allerdings auf der Insel weder Kängurus noch Koalas, keine Wombats und keine Alligatoren gibt. Der Bus fährt oder vielmehr fliegt zuerst mit uns über den Wahnsinns-Strand 75 Miles Beach. 127 km feinster weißer Sandstrand, der offiziell als Highway inklusive Verkehrsschildern genutzt wird. Als Autofahrer sollte man auf jeden Fall sehr gut aufpassen, denn es kommen immer wieder Creeks (Flüsse ins Meer) und Coffee-Rocks (dunkelbraune Sandsteinfelsen), die es zu umfahren gilt. Bei dieser endlosen Weite komme ich mir vor wie in einem Traum. Oder ist das hier der Übergang ins Paradies? Der Name der Insel K´gari bedeutet jedenfalls genau das. Traumhaft heute auch die kräftigen Farben von Meer, Sand, Himmel und Bewaldung. Plötzlich zwei Dingos, die am Strand jagen. Als sie ihre Beute stellen wollen pfeilt von oben ein riesiger Greifvogel herab, der ihnen das Wild streitig macht. Wie ein Schatten schnellt er wieder in den Himmel hinauf. Die Dingos fletschen erbost die Zähne. Pech gehabt. Unser Bus fährt uns zum Mahone-Schiffswrack, alle für 15 Minuten aussteigen, Fotos machen, wieder einsteigen. So geht das heute ein paar Mal: The Pinnacles, Eli Creek. Der Südkoreaner aus unserem Camp filmt ganz strange die ganze Zeit über auf seinem Handy mithilfe eines Handysticks. (Inklusive der gesamten Busfahrt!) Scheinbar fertigt er einen Live-Mitschnitt seines Urlaubs an. Wo er die ganzen Daten speichert ist uns ein Rätsel. Seine Frau und seine 6-jährige Tochter kennen das Verhalten offensichtlich schon und machen unbeeindruckt ihr Ding. Im Bus geht es über den Strand zurück, da sieht man plötzlich draußen im Meer nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt einen Wal, der dort seine Sprünge macht. Wir haben wirklich Glück heute! Dann ein richtig leckeres Lunch im Eurong-Resort. Nach dem Essen rumpelt uns der Bus zur Central Station, einer alten Holzfällerstation mitten im Wald. Hier wächst sub-tropischer Regenwald, die Urwaldriesen so hoch, dass man das Ende der Krone fast nicht erkennt, Stämme so dick wie mächtige Säulen. Das Unterholz ist dicht und es ist unfassbar grün. Die Bäume, die wir hier sehen, sind unglaublich alt. Der älteste 900 Jahre, andere immerhin 700. Unfassbar, aber z.B. zur Zeit der Kreuzzüge standen diese Bäume schon hier. Man wundert sich schon ein wenig, aber alle anderen Nationen unterhalten sich in fließendem Englisch mit dem Guide, die Dänen, die Niederländer, die Koreaner, sogar die Schweizerin und deren beiden Kinder (Na gut: die leben seit einiger Zeit in Singapur, wie sich herausstellt). Wir Deutschen brauchen gefühlt ein wenig mehr Anlauf. Am späteren Nachmittag schaukeln wir mit dem Bus zum Lake MacKenzie, wo viele sich todesmutig ins kalte Wasser schmeißen. Der Südkoreaner steht im Wasser und filmt. Die Schweizerin versucht, ihre beiden Mädchen zu bändigen. Wir beschließen, heute kein Bad zu nehmen, statt dessen gehen wir noch ein kurzes Stück auf einem Trail in den Urwald hinein. Sofort ist es sehr still und wir sind komplett allein. Ein beeindruckend tolles Erlebnis, wenn auch ein wenig beängstigend. Ich möchte hier im Dickicht weder einer Schlange noch einem Dingo begegnen. Viel zu schnell werden wir wieder zurück zur Fähre gebracht. Wir sehen einen Delfin, der in der Abendsonne seine Sprünge im Wasser macht. Welch ein herrliches Bild! What a day!