
Im Watarrka National Park, ca. 350 km südwestlich von Alice Springs, verbirgt sich eine Bergkette mit einem gewaltigen Canyon, den man auf gut beschilderten Trails erwandern kann. Einen davon, den Rim Walk (3 – 4 Stunden) sind wir am Mittwoch gegangen.
Der Weg ist wunderschön und gut begehbar, jedoch komplett unbefestigt, so dass er vermutlich in Deutschland so nicht freigegeben worden wäre. Hierzulande traut man den Leuten anscheinend mehr Eigenverantwortung zu als daheim.
Der Weg steigt zunächst als felsiger, aber gut begehbarer Klettersteig ungefähr 200 m an und belohnt mit einer herrlichen Aussicht in die Landschaft. Danach führt er sehr abwechslungsreich durch die einsame, rote Felslandschaft. Einen so herrlichen Wanderweg / Steig habe ich selten erlebt.
Dann plötzlich der erste Blick in den Canyon, atemberaubend. Es geht hunderte Meter steil nach unten. Die gegenüberliegende Seite ist schwindelerregend weit entfernt. Die Wände des Canyons durch Abbrüche des weichen Sandsteins glatt wie von der Hand eines unsichtbaren riesenhaften Meisters behauen. Der Canyon changiert in rot, orange, weiß. In Teilen finden sich schwarze oder auch grünlich gefärbte Bereiche.

Einer der besten Blicke (und einer der besten Wegteile) findet sich auf dem 20-minütigen Abstecher zum …. Lookout. Auf dem Weg dorthin erklettert man mehrere schroffe Felskuppen und muss stellenweise schmale aber tiefe Spalten überwinden, um zu dem Aussichtspunkt hoch über dem Canyon zu gelangen. Verwunderlich, aber es fehlen jegliche Abzäunungen. Hier versucht man die Schönheit der Natur möglichst wenig zu beeinträchtigen und geht davon aus, dass die Leute schon nicht abstürzen werden. Zur Not gibt es auch zwei auf Schildern ausgewiesene Helikopter-Landeplätze. Fraglich nur, ob die dann noch helfen.
Auf diesen grandiosen Aussichtspunkt, so glaubt man, kann nun nicht mehr viel folgen. Ein Irrtum, denn bald steigt man über sicher im Fels verankerte Holztreppen und -brücken ab in „The Garden of Eden“. Auf dem Grund des Canyons offenbart sich dem Besucher ein Oasen gleicher, herrlicher Ort, der völlig zurecht diesen Namen trägt. Aus dem Fels entspringt ein Wasserfall, der sich in einen dunklen See ergießt. Wir stehen dort am See, der Ort umschlossen von steiler Felswand, um das Wasser herum und durch den gesamten Talkessel zieht sich buschiger grüner Bewuchs, weißstämmige Bäume und palmenartige Zykaden, eine Pflanzenart, die es seit 4,5 Mio. Jahren auf der Welt gibt. Der Boden tief bedeckt mit sich zersetzendem Pflanzenmaterial, hier ist der natürliche Kreislauf in vollem Gange. Fremde Vogelstimmen erfüllen die Luft. Ansonsten ist es still, Kai und ich sind völlig allein hier. Ein zauberhafter Ort.

Nach dem Aufstieg gewährt auch der weitere Weg viel Abwechslung und immer wieder großartige Ausblicke in den Canyon. Am Ende erwartet uns ein vom Regen überfluteter Bachlauf. Heute wollten wir eigentlich mal trockene Schuhe behalten. Wir springen von Stein zu Stein und stapfen durch hohes Gras, um das andere Ufer zu erreichen. Dankbar und zufrieden kehren wir zum Parkplatz zurück. Wir durften (schon wieder) ein großes Naturwunder erleben.



Liest sich super! Tolle Idee, echt gute Texte und Bilder. Viel Spaß auf der weiteren Reise!