
Vom Yellow Water bis nach Ubirr ist es nur eine gute Stunde Fahrt. Genug Zeit, um sich die Gegend hier gründlich anzusehen. Erstmal also zu Cahill`s Crossing, dem Übergang zum Arnhemland. Die Grenze beschreibt der Verlauf des East Alligator River und dem Namen treu schwimmen dort auch gleich mehrere Krokodile Patrouille im grün-grauen Flusswasser. Die Grenzstraße ist wie immer überflutet, aber derzeit mit Allradfahrzeug und Rüssel passierbar. Ohne „permit“ der hier ansässigen Aborigines geht hier aber gar nichts, also weiter mit uns zur World Heritage Stätte Ubirr.
Ubirr beherbergt viele sehr gut erhaltene Felsmalereien der Aborigines, die zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Der Wanderweg ist wieder einmal sehr abwechslungsreich und schön, man geht durch Urwald, klettert um und auf Felsen und kann immer wieder aus nächster Nähe die Felsmalereien ansehen. Ein felsiger Anstieg auf ca. 200 m beschert uns einen traumhaften rundum Ausblick über Arnhemland und den Kakadu National Park. Einer der schönsten Ausblicke, die wir beide jemals gesehen haben. Es ist unfassbar schön.

Der Sonnenuntergang dort ist berühmt und wir erleben ihn mit Heerscharen anderer Menschen. Unzählige posieren für den besten Insta-Post, während die Sonne sich über die westliche Ebene dem Horizont entgegen neigt. Das Land färbt sich erst orange dann rosa, violett, bis die Sonne auf einmal weg ist. Östlich der volle Mond am Himmel. Das Schauspiel vollzieht sich in nicht einmal einer halben Stunde. Wir und die hundert Menschen mit uns auf dem Berg sind auf einmal ganz ruhig. Im weißen Mondlicht setzt sich eine Prozession in Bewegung: den Fels hinunter, zurück durch den Dschungel, auf den Parkplatz und ins Auto.
Wir fahren nur kurz zu einem Platz mitten im Busch, wo Camping erlaubt ist: Merl Campground. Alles ist dunkel als wir auf das Gelände fahren, sehr dunkel, schwarz. Nur ein prächtiger Sternenhimmel und das Mondlicht spenden ein schwaches Licht. Ein wenig unsicher suchen wir uns einen Platz und bauen dort Tisch und Stühle auf. Um uns herum knistert es manchmal im Busch und manchmal fremde Vogelstimmen. Wir wollen kochen und den Abend bei einem Glas Wein ausklingen lassen. Naja, das Kochen gestaltet sich dann recht schwierig, der Abend auch nicht ganz so ruhig. Keiner rechnet doch mit so vielen Mücken und anderen fliegenden Viechern! Es ist Hölle warm, wir schwitzen noch vom Bergabstieg und die Mücken kreisen um uns herum. Zum Glück haben wir unsere Insektenabwehr Bushman, sonst wären wir echt verloren gewesen. Ich koche also fast in kompletter Dunkelheit im Camper Nudeln, damit nicht alles was fliegen kann reinkommt und Kai sitzt fett eingeschmiert draußen und macht die Schnibbelarbeit fürs Kochen. Ziemlich gestresst essen wir dann irgendwann. Jetzt ein klimatisiertes 5-Sterne All-Inclusive-Hotel, Momente wo man tauschen würde. Aber nur kurz.
Denn dann wird es doch ein schöner Abend mit einem Glas Wein, denn die Mücken sind irgendwann weg und mir wird ganz doll bewusst, dass ich gerade mitten im Nirgendwo im dunklen Urwald sitze. Ein herrliches Gefühl.



